Der nächste Lebensmittelskandal ist da. Eine Studie der Umweltorganisation BUND sorgt seit gestern für Aufregung: Hähnchenfleisch aus deutschen Supermärkten enthält laut einer Stichprobe vielfach die antibiotika-resistenten Keime MRSA oder ESBL (in einem Fall sogar beide). Bei 11 von 20 untersuchten Produkten, gekauft quer durch die bekannten Supermarktketten und quer durch die Bundesrepublik, wurden laut dem BUND derartige Belastungen entdeckt. Bioprodukte waren nicht betroffen.
Diese multiresistenten Keime können – so wie auch die harmloseren Salmonellen – auf den Menschen übertragen werden. Hier können sie schwerwiegende Erkrankungen auslösen. Durch die Resistenzen haben die eigentlich lebensrettenden Antibiotika ihre Wirkung verloren.
Was das mit Bento zu tun hat und was uns das angeht?
Das Ausmaß der Kontamination von Lebensmitteln mit diesen gefährlichen Krankenhauskeimen ist erschreckend und macht deutlich, wie nahe diese Gefahren vielen von uns tagtäglich unbewusst kommen.
Als Konsequenz daraus müssen wir jetzt nicht wieder gewohnt-panisch überreagieren, diese Probleme bestehen ja nicht erst seit Veröffentlichung dieser Studie gestern. Sicher aber sollten wir unser Verbraucherverhalten kritisch hinterfragen (Thema Billiglebensmittel) – und ganz primär sollten wir uns durch geeignete Hygienemaßnahmen vor der Aufnahme und der Übertragung der allgegenwärtigen Keime weitestmöglich schützen.
Es ist, auch und gerade im Haushalt bei der Nahrungszubereitung, immer auf Hygiene zu achten, diese muss zum alltäglichen Usus werden. Auch, wenn es lästig ist und auch, wenn wir eigentlich keine Lust dazu haben. Insbesondere beim Umgang mit rohem Fleisch und besonders mit rohem Geflügelfleisch, heißt es: Hygiene, Hygiene, Hygiene.
Die Keime befinden sich am häufigsten auf der Oberfläche der Nahrungsmittel. Hitze tötet sie ab, Wasser spült sie hinweg.
Ich fasse ein paar Grundregeln hier mal zusammen, in loser Folge werde ich dazu demnächst noch etwas mehr schreiben:
- Kühlkette nicht unterbrechen, das gilt besonders für Gefrierwaren, Fleisch, Fisch und Eier. Auf-/Angetautes nicht wieder einfrieren – zumindest solche kritischen Produkte.
- Rohes Fleisch und rohen Fisch nach dem Kauf zügig verbrauchen.
- Vor der Nahrungszubereitung und nach allen Unterbrechungen vor der weiteren Arbeit mit Lebensmitteln:
Hände waschen – mit Seife und warmem Wasser, mindestens 20 s lang (Tip: 2 x Happy-Birthday summen) - Nahrungszubereitung nur auf der sauberen Arbeitsplatte, mit sauberem Werkzeug (Messern, Brettchen etc. ), keine Holzbrettchen etc. verwenden, sie saugen Flüssigkeit auf.
- Kreuz-Kontamination vermeiden, also alles, was Keime von einem Nahrungsmittel auf andere übertragen kann. Kreuz-Kontamination ist der Hauptübertragungsweg für Keime im Haushalt.
Das heißt, sofort nach der Arbeit mit rohem Fleisch/Fisch/Eiern: Alles gründlich reinigen! Dann erst mit frischem Werkzeug weiterarbeiten. Besonders wichtig ist das für die nachfolgende Zubereitung von Speisen, die roh oder unerhitzt verzehrt werden oder gare Speisen, die vor dem Verzehr nicht nochmals erhitzt werden: Rohkost/Salate, Brot, Käse, Wurst, … – sie dürfen nicht mit rohem Fleisch/Fisch/Eiern in Berührung kommen. - Nach der Küchenarbeit ist auch wieder gründliches Reinigen angesagt: Alle Werkzeuge, die Arbeitsplatte, Brettchen, Spüle etc. gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel reinigen, abtrocknen und gründlich trocknen lassen. Dann erst sind sie wieder einsatzbereit. Nach der Verarbeitung von rohem Fleisch/Fisch wechsle ich grundsätzlich den Spüllappen aus. Auch die Hände gehören abschließend nochmals gewaschen.
A76 sagte:
Du hast sehr passend die wichtigen Punkte zusammengefasst! Leider reagieren die meisten Menschen ja mit der genannten PaniK, statt bewusster Einzukaufen (weniger Fleisch, generell mehr Bio, eher saisonale Produkte – ich kaufe z,B. meine Eier direkt beim Bauern, wo die Hühner im Garten herumrennen :)) und die wirklich einfachen Zubereitungsregeln beachten…
LG
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bentolily sagte:
Diese aufgeregte Panikmache, vor allem aus der Presse, treibt ja immer wildere Blüten (Thema EHEC…). Auf der einen Seite sind die Leute einfach nur zu faul – da wird vorgemischter/vorgerupfter Salat gekauft und direkt aus der Tüte in die Schüssel geschüttet oder ins Bento getan, Sprossen werden direkt vom Keimbeet auf den Salat geschnitten… Steht eigentlich auf jeder Verpackung drauf, dass man das noch waschen muss und eigentlich sollte es selbstverständlich sein, Frischwaren immer vorm Verzehr zu waschen. Dann auf der anderen Seite schreien alle „Panik“ und kaufen mal wochenlang gar keine Gurken, Salate etc. mehr ein. Ich kann mich da nur noch wundern.
Das Thema Eier ist auch so ein Thema für sich. Oft muss es auch gar nicht zertifiziertes Bio sein und es reicht, beim nahen Gärtner, Bauern etc. einzukaufen, die noch ehrlich wirtschaften.
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Danii sagte:
Es zeigt mir mal wieder, es ist schon besser, dass ich bei Fleisch ausschließlich Bio kaufe. Gerade die Lebensmittelskandale der letzten Zeit haben mich schon vor geraumer Zeit umdenken lassen. Außerdem finde ich, dass gerade Bio-Fleisch geschmacklich besser ist. Man merkt durchaus, dass die Tiere einfach mehr Zeit haben zu wachsen. Das Geld ist aus meiner Sicht auch kein Problem. Klar ist Bio teurer aber da geht man auch mit mehr Verantwortung um, man schmeißt nicht so viel weg oder ist einfach etwas weniger. LG
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bentolily sagte:
Ja, sehe ich auch ganz genau so! Ich kaufe seit ca. 15 Jahren (fast) nur noch Bio – nicht nur Fleisch. Vor allem der Käse ist sooo gut. Es wird jetzt etwas weniger Fleisch und Wurst gegessen, viel bewusster eingekauft und gekocht, es muss fast nichts mehr weggeworfen werden, weil es verdorben ist. Von den sogenannten Convenience-Produkten lasse ich aber auch bei Bio die Finger – zu teuer und zu undurchsichtig. Selber kochen ist angesagt – es macht (meistens) Spaß, ist gesund, ich weiß genau, was an meinem Essen dran ist oder nicht. Und: Selber kochen macht Bio bezahlbar, ihr lieben Faulpelze (nicht Du bist gemeint, Danii) 😉
Im Endeffekt wird sich aber nur etwas ändern, wenn die Masse der Verbraucher umdenkt. Bis dahin: Steter Tropfen höhlt den Stein.
Das Thema Hygiene wird umso wichtiger je mehr die Nahrungsmittelindustrie und der Handel panschen und schlampen. Und: EHEC zum Beispiel war ja kein Problem der konventionellen Landwirtschaft, Salmonellen gibt es auch bei Biohühnern … Hygiene geht alle an und kann möglicherweise dem Schlimmsten vorbeugen.
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