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Ei, Huhn, Kartoffeln, Reis, Tortilla
Kartoffeltortilla haben wir in einem Spanienurlaub kennen und lieben gelernt. Sie wurde kalt zum Frühstück im Hotel serviert – offensichtlich in einer Springform im Ofen gebacken. Ich habe mich dann nach einem Rezept umgeschaut und festgestellt, dass es so viele Varianten wie Rezepte gibt: mit/ohne Paprika oder anderes Gemüse, mit/ohne Schinken/Speck, mit/ohne mediterranen Gewürzen a la Thymian, gebacken in der Pfanne oder auf dem Blech/in einer Auflaufform im Herd. Nur bei Kartoffeln, Zwiebeln und Ei waren sich alle einig – und darin, dass die Kartoffeln vorzugaren und die Tortilla beidseitig zu bräunen wäre. Ich habe auch einiges ausprobiert, war eigentlich alles lecker…
Mittlerweile bin ich schlauer. Die einzig wahre, originale Kartoffeltortilla – Tortilla de patatas – besteht aus Kartoffeln, Zwiebel, Ei, Salz/Pfeffer und sie wird mit Olivenöl beidseitig in einer Pfanne gebacken. In _der_ Pfanne für die Tortilla, da darf sonst nichts anderes rein. Die rohen Kartoffeln werden fein geschnitten und in viel Olivenöl schwimmend vorgegart – aber nicht Hardcore frittiert, nur bei eher milder Hitze und ohne zu bräunen. Die Zwiebelwürfel begleiten sie eine Zeit lang. Das Öl wird dann abgegossen/abgetropft und alles mit gewürztem Ei in der Tortillapfanne ganz langsam über milder Hitze gebacken. Wenn die Tortilla fast durchgegart ist, also fast nix mehr flüssig ist (gefahrfrei gewendet werden kann) – dann kommt die hohe Kunst des Wendens. Dilettanten wie ich nehmen einen Teller zur Hilfe und zerbrechen die Tortilla beim Wenden dann doch noch Profis machen es anders: Die können es! Gute Tortillas sind zart durch gegart, fluffig und gleichmäßig goldbraun. Gute Tortillas werden mit viiiel Liebe, Zeit und Geduld gebacken – nur so gelingen sie.
So viel zur echten, authentischen Tortilla. Ich habe öfter weder Zeit noch Geduld, dafür aber gekochte Kartoffeln übrig (oder rohe, die dringend ‚weiter‘ müssen) und ich habe auch viel Liebe – zu einer guten Tortilla. Hier mein Vorschlag zur Güte: ein Kompromiss aus lecker und gut, wenn auch nicht authentisch. Ich habe meine Tortilla seit jeher wahlweise aus gekochten oder rohen Kartoffeln gemacht – mit/ohne Fremdzutaten. Früher habe ich sie dann in der Pfanne geduldig gebacken und bewacht, heute macht das der Reiskocher. Ich habe Vertrauen, denn der kann das gut – derweil schreib ich hier Artikel oder genieße die laue Sommernacht auf dem Balkon. Und auch in der Früh vor der Arbeit geht notfalls noch was (mit einer Tortilla, gebloggt wird da gewiss nicht).
Hier mein Rezept:
Kartoffeltortilla (Tortilla de Patatas) aus dem Reiskocher
(Rezept für 2 Portionen, Abkürzungen hier)
Zutaten:
2 mittelgroße Kartoffel (à ca. 100–150 g)
50 g Zwiebel
1 TL Knoblauch (gepresst)
2 Eier, Größe L
Olivenöl
Salz, Pfeffer, Chillipulver
Olivenöl
optional: Paprikawürfel 5 x 5 mm (oder was Ihr wollt) …
Gewürzvariationen: Lauchzwiebelringe, Thymian, Rosmarin, Petersilie (was Ihr wollt, aber nur eines der Gewürze, nicht alles auf einmal) …
Und so geht’s:
- Reiskocher einschalten und vorheizen (normales Reisprogramm oder ‚Quick‘)
- Kartoffel schälen und in Scheiben 1 x 1 cm, 3 mm dick schneiden
- Zwiebel würfeln
- Topf ölen, Zwiebel und Knoblauch anbraten
- Kartoffeln und evtl. optionale Zutaten zugeben und 5 min bei offenem Deckel braten lassen
- Dieser Schritt nur mit rohen Kartoffeln:
– Reiskocher schließen und Programm 1 x ablaufen lassen - Hier weiter mit nunmehr vorgegarten Katoffeln:
Ei mit einer Gabel verschlagen (nicht mit dem Mixer), Gewürze bzw. Lauchzwiebel dazu und alles mit in den Reiskocher geben – kurz durchrühren - Deckel schließen, Reiskocher erneut starten
- Sobald das Programm fertig ist, Tortilla vorsichtig auf einen Teller gleiten lassen, mit dem Teller wenden und vorsichtig zurück in den Topf geben. Geht genauso blöd wie mit der Pfanne
- Der Reiskocher steht inzwischen auf ‚Warmhalten‘. Die Tortilla offen (aber noch im Topf zum Nachbräunen) für ein paar Minuten stehen lassen. Für mehr Portionen (bis 4) kann das Rezept einfach vervielfältigt werden. Bei dickeren Tortillas sollte man den Reiskocher für die zweite Seite noch einmal laufen lassen.
Das alles könnt Ihr natürlich auch in der Pfanne machen – 1 Portion: 16-cm-Pfanne, 2 – 3 Portionen 20-cm-Pfanne.
Typische Fehler bei der Tortilla-Bereitung
- Zuviel Kartoffeln/zu wenig Ei
- Kartoffelstücke zu grob geschnitten
- zu wenig Geduld/Zeit/Liebe/Aufmerksamkeit beim Backen – na, da hilft evtl. der Reiskocher
- Zerbrechen beim Wenden – dagegen hilft nur Übung…
So – nun viel Spaß beim Nachkochen!
hertagehtsnimma sagte:
Hallo,
das Rezept klingt super, aber da benötigt man sicher einen gescheiten Reiskocher. Mein 30 € Reiskocher mit Einschaltknopf und Warmhaltetaste wird das wohl nicht schaffen, oder?
lG
Herta
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bentolily sagte:
Doch, genau mit dem geht das. Ich habe die Beschreibung extra so gemacht, dass sie für alle Reiskocher passt. Wenn er auf Warmhalten springt, ist’s Zeit zum Wenden bzw. auf der Rückseite dann zum Herausnehmen. Probier es doch einfach aus (Menge für zwei als ersten Versuch) – was soll da denn schief gehen?
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Fabian sagte:
Wo wart ihr denn in Spanien? Hab da ein halbes Jahr lang gelebt und mich als Vegetarier quasi nur von Tortilla Española ernährt, da die Spanier ja doch SEHR fleisch- und fischverliebt sind 😀
LG,
Fabian
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bentolily sagte:
Wir waren 2005 für 2 Wochen in Andalusien – 1 Woche in einem netten Stadthotel in Arcos del la Frontera , 1 Woche im bergigen Hinterland von Malaga. Allerdings haben wir nicht so stationär geurlaubt und auch nicht „gestrandet“, sondern haben mit Tagestouren 2000 km auf den Tacho des Miet-Pandas gebracht. war ein interessanter aber anstrengender Urlaub.
Hast Du mal die oberleckeren Huevos con tomates (Spiegeleier in einer fruchtigen Tomatensauce) erwischt? Dann gab’s noch so was Fritatta-ähnliches mit Grünzeug (Wildkräuter?) drin, das war auch gut. Die Huevos con tomates kenne ich übrigens nicht aus Spanien, sondern aus einem vegetarischen Kochbuch „10-min-Snacks“ – das habe ich mir „versehentlich“ vor Jahren mal gekauft, weil ich auf gute, schnelle Küche stehe und die Rezepte und Fotos grandios aussahen. Dass es ausschließlich vegetarische Küche ist, habe ich erst viel später mal gemerkt 😉
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Fabian sagte:
Huevos con tomates kenne ich nicht aus Spanien – eher aus China, wo sie Rührei mit Tomaten kochen… Beim nächsten Spanienbesuch werd ich aber mal danach Ausschau halten – vielen Dank für den Tipp!
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